Hier sind die Bewertungen.
Van Stritzel
Ohne groß um den heißen Brei herumzureden: Ich verstehe überhaupt nicht, wie man das Bild mit „Kithkin“ assoziieren kann. Das abgebildete Wesen ist auf keinen Fall ein Kithkin, zumindest keiner aus Lorwyn (worauf im Flavortext ja angespielt wird). Dafür ist es zu klein und hat nicht die typische, flache Kopfform. „Cenn“ ist außerdem eine Berufsbezeichnung (der Vorsteher eines Dorfes der Kithkin), weswegen es keine „members of Cenn“ geben kann. Außerdem: Wenn die Kreatur eine „Statue“ und ein „Golem“ ist, wieso ist sie dann keine Artefaktkreatur?
Von der Spielstärke her könnte die Karte gerade noch so OK sein, aber ein unkaputtbarer Blocker für zwei farblose Mana, der nach einem Block dann auch noch zu einem unkaputtbarem 2/3 Angreifer wird, ist schon ziemlich krass.
Weiterhin negativ fällt auch die Verwendung des vorläufigen Kartennamens (?) im Rules Text auf. Lies dir beim nächsten Mal deine Karte noch mal durch, bevor du sie abgibst.
Myrapla
Die Multicolor-Farbgebung der Karte wirkt auf den ersten Blick stimmig und wird gut im Effekt wiedergespiegelt. Das, was die Karte macht, ist denke ich mal auch spieltechnisch fair. Auch wenn ein Flavor-Text fehlt, kann man sich den kleinen Dämonen gut als jemanden vorstellen, der seinen Schabernack mit den Toten treibt … vielleicht ist der Marmorblock im Hintergrund ja sogar das Grab seines nächsten „Opfers“? Allerdings kommt es mir, je länger ich mir die Karte ansehe, so vor, als ob du Weiß als Teilfarbe nur wegen dem Hintergrund dazu genommen hättest. Zwar ist auch dieser Farbanteil in den Mechaniken gut repräsentiert, da Weiß ja auch einen Reanimations-Aspekt hat und auch durch die Exile-Klausel vertreten ist. Aber der Charakter im Vordergrund hat eigentlich nichts an sich, was irgendwie auf eine Verbindung zu dieser Farbe schließen lassen könnte. Es kommt natürlich vor, dass Karten in einem bestimmten Kontext – z.B. Zugehörigkeit zu Gruppierungen in der Lore wie Clans, Shards etc. „auf Teufel komm raus“ trotzdem irgendeine Farbe haben (was macht Sprouting Thrinax rot? Es lebt in Jund!). Da ein solcher Kontext hier aber nicht gegeben ist, kreide ich dir das Weiß in den Kosten der Karte als kleinen Fehler an, zumal die Karte auch ohne Extra-Farbe so funktionieren würde, wie sie soll.
Gauchor
Die Idee, die hinter der Karte steckt, gefällt mir. Man hat keinen kleinen, schadenfrohen Dämon, sondern einfach nur eine kleine Kreatur, die sich trotz ihres etwas „dubiosen Äußeren“ nichts weiter wünscht als einen Spielgefährten. Dieser Ansatz spielt ein bisschen mit den Gedanken, die einem sofort in den Kopf schießen, wenn man das Bild sieht. Ich habe allerdings zwei Probleme mit der Karte: Erstens sieht der „Buboh“ auf dem Bild dann doch etwas arg hinterlistig aus – und zweitens passen die Farben der Kreatur (in den Mana-Kosten der Karte, nicht auf dem Bild) nicht wirklich zur Fähigkeit. Besonders letzteres fällt ins Gewicht. In Innistrad gab es die „Loner“-Mechanik, die den Spieler belohnte, wenn er nur eine Kreatur kontrollierte (Homicidal Seclusion und Konsorten) und die hauptsächlich in Schwarz angesiedelt war. Der Lonely Companion ist auch ein „Loner“. Insofern würde Schwarz zu der Karte schon besser passen – nicht weil es das Artwork erfordern würde, sondern die Mechanik. Macht spieltechnisch auch viel mehr Sinn, eine solche Karte in eine Farbe zu packen, die mit großen, fetten Dämonen finishen will. Natürlich gibt es Engel in Weiß und diverse Fatties in Grün, in die man mit dem Lonely Companion reinrampen könnte. Aber die Mechanik passt einfach nicht zu der Farbkombi, die schon immer mit Tokens und vielen Kreaturen assoziiert wurde und wird. Außerdem hat zumindest Grün schon genug Rampmöglichkeiten. Als Weiß/Schwarz-Hybrid hätte ich die Karte sehen können, jedoch ist zumindest Grün für mich hier wirklich Fehl am Platz.
Modopfer
Den Flavor finde ich hier ziemlich gut eingefangen, denn der Name „Deception“ spiegelt den hinterlistigen Gesichtsausdruck und das allgemeine „Feeling“ der Figur gut wieder. Ich finde außerdem die Interpretation der kleinen Kreatur als mächtige Inkarnation eines ganzen Konzepts interessant. Normalerweise würde man damit (wenn man an Purity, Dread usw. denkt) große Elementare assoziieren. Aber zu „Deception“ passt ein kleines, unscheinbares Aussehen einfach, weil es darauf anspielt, dass Betrug und Schwindel sich immer irgendwo verstecken und sich stets durch kleine Ritzen in Systemen, Gesellschaften etc. quetschen, seien diese auch noch so „perfekt“. Das Ganze erinnert mich ein bisschen an den Mond-Kami aus der Kamigawa-Storyline, der ebenfalls nach Außen hin nicht mächtig wirkte, aber von Anfang an einer der großen Strippenzieher war.
Die mechanischen Elemente greifen den Namen bzw. das allgemeine Konzept ebenfalls gut auf. Was mich stört, sind allerdings die Statuswerte. Eine kleine Kreatur sollte auch eher kleinere „physische“ Werte haben, egal wie mächtig ihre magischen Fähigkeiten sind. Die 4/4-Werte bei dem kleinen Ding erinnern mich ein bisschen an die Stats von Emmara Tandris oder Teysa, Envoy of Ghosts – sie wollen einfach nicht mit dem Bild harmonieren.
Ratzimundar
Ich weiß nicht, wieso du zu diesem Bild eine Aura designt hast, weil einfach nichts im Artwork auf eine Verzauberung schließen lässt. Soll der Schatten der Kreatur die "Aura" sein? Oder sieht die Kreatur so aus, wie sie aussieht, weil sich eine Aura um sie gelegt hat? Das alles wird nicht wirklich ersichtlich - man hätte das am besten mit einem Flavortext klären können. Auch der Name, den du der Karte gegeben hast, erweckt in Zusammenhang mit dem Bild immer noch eher die Assoziation „Kreatur“ oder „Artefakt“ und schafft deswegen keine Abhilfe. Leider hast du das Ziel so ziemlich weit verfehlt.
Außerdem finde ich die Karte spieltechnisch ziemlich stark. Verzaubert man ein Land, hat der Gegner, wenn er nicht gerade zufällig Enchantment-Removal zur Hand hat, eigentlich keine Chance, nach ein paar Zügen seine Hand jemals wiederzusehen. Wenn man die Verzauberung im Zug 4 oder 5 spielt, hat er zudem meist sowieso nicht mehr die vollen sieben auf der Hand, was das Ganze noch mal verschärft. Weiß nicht. Finde ich zu gut für CMC4, selbst mit vier mal Schwarz in den Kosten, da es auf Ländern einfach richtig unfair sein kann.
Silver Seraph
Eine gelungene Umsetzung einer Interpretation des Bildes als Artefakt(kreatur). Name passt und die augenscheinliche „Hinterhältigkeit“ der Figur wird an den Fähigkeiten deutlich. Sie kann nicht blocken, weil sie dafür einfach zu rückgratlos ist; ärgert ihren eigenen Herren, indem sie ihn Karten abwerfen lässt und den Gegner, indem sie angreift. Der dritte Effekt schließlich zeigt noch einmal, wie verschlagen der kleine Übeltäter ist, indem er immer wieder die Fronten wechselt.
Vor allem mechanisch ist die Karte gut gelungen. Die Karte erinnert an Jinxed Choker und Jinxed Idol, nur mit Body und Discard statt Lebensverlust als Strafe. Ich kann mir vorstellen, dass es Spaß macht, mit ihr zu spielen, sowohl in einer Multiplayerrunde als auch 1vs1. Allerdings fehlt es mir doch noch ein bisschen an Flavor, auch wenn man schon versteht, was einem die Karte sagen will.
Dragno
Die zweite Karte, die auf Lorwyn Bezug nimmt (Gaddock Teeg im Flavortext). Wie auch schon bei Van Stritzel verstehe ich nicht wirklich, wo diese Assoziation herkommt. Jedenfalls sehen Lorwyn-Wandelwichte nicht so aus und sie sind auch keine Wesen, von denen es „Prototypen“ geben könnte, da die „normalen“ Changelings an sich bereits eine Art wabernde, lebende Urmasse sind. Als Artefakt macht für mich die Kreatur in diesem Zusammenhang keinen Sinn und auch das Bild erklärt das nicht. Auf dem Bereich des Flavors ist die Karte für mich so ein Fehlschlag.
Ansonsten ist die Karte halt ein farbloser Artefakt-Woodland Changeling. Nicht sonderlich spannend.
Aven Augur
Wenn eine Kreatur stirbt, ist das Teil ein Mind Rot, die einen 2/2er mitbringt. Geht balancetechnisch schon mal in Ordnung.
Der Flavor passt ebenfalls. Der kleine Dämon lacht sich ins Fäustchen, während andere über ihren Verlust trauern (den er vielleicht selbst verursacht hat?). Karte, Bild, Fähigkeiten und Flavortext harmonieren gut miteinander und es gibt kaum Widersprüche. Allgemein wirkt die Karte recht „low profile“, als hätte man sie aus einem Custom Set entnommen, das Morbid als wiederkehrende Mechanik verwendet. Das kann man positiv oder negativ sehen, da aber in Wettbewerben eher die Tendenz vorhanden ist, splashige Rares zu erstellen, gebe ich hier mal einen Pluspunkt. Die Karte ist vielleicht ein bisschen langweilig, aber gut verständlich. „Grokkable“, würden die Leute von Wizards vielleicht sagen.
So, damit wären wir am Ende der Bewertungen.
Machen wir es kurz. Der Gewinner ist das Modopfer. Ich habe mich für die Karte entschieden, weil sie nicht nur die Aufgabenstellung gut erfüllt hat, sondern weil das dahinterstehende Flavor-Konzept für mich einfach am interessantesten war. Die kleine Sache mit den Stats kann man da verzeihen. An zweiter Stelle folgt Aven Augur mit seiner rundum recht gelungenen, wenn auch eher weniger „aufregenden“ Karte und den dritten Platz auf dem Treppchen erhält Silver Seraph für seine mechanisch interessante Umsetzung der Artefakt-Interpretation des Artworks.
Das wars von mir. Vielen Dank für die Teilnahme am BBTP134 und viel Spaß beim nächsten Wettbewerb.
Bearbeitet von Ceòthach, 23. Oktober 2014 - 11:29.