Trash for Treasures: OPEL ASTRAL
Denn, nur weil ein Stück Pappe nicht mehr von Allen gejagt wird, gehört es noch lange nicht zum Altpapier. Für die meisten Karten bestimmt die Relevanz in den großen offiziellen Formaten den Preis: Standard, Legacy, Modern, Commander. Dieser Trend muss nicht linear mit dem Powerlevel gehen. Und Magic kann man auch in anderen Varianten sehr unterhaltsam spielen. Um an die großen Schnäppchen zu gelangen, muss man die ausgetreten Pfade nur ein wenig verlassen und sich seine Schätze gegenläufig zum allgemeinen Turnier-Mainstream suchen. So lassen sich für kleines Geld Casual-Decks mit annähernd vergleichbarem Powerlevel wie teure Standard- oder Modernlisten zusammenschustern.
Wonach muss ich also die Augen offen halten?
In Frage kommen vor allem Standard-Staples am Ende ihrer Saison, die den Sprung ins Modernformat nicht schaffen (z.B. Koth of the Hammer ~30€ max -> 3€ now). Nach der jährlichen Rotation des Standardformats im September/Oktober werden viele Karten aus dem ausgeschiedenen Block in großen Mengen auf den (Magickarten)Markt geworfen und gleichzeitig bricht die Nachfrage ein. Manchmal verzögert sich der Kursnachlass, weil Verkäufer nicht mit hohen Verlusten aus dem Handel gehen wollen, aber ohne Einfluss in anderen Formaten folgt der Preisverfall früher oder später zwangsläufig.
Eine zweite vielversprechende Gruppe sind die Altstars aus der Ära vor Modern, die keine Legacy- oder Commander-Relevanz besitzen (z.B. Opposition ~15DM max -> <1€ now). Aufgrund des gehobenen Alters manchmal etwas schwieriger zu beschaffen, aber die Mühe kann sich richtig lohnen. Warum? Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus von Magic: the Gathering von starken Zaubern auf Kreaturen und den Kreaturenkampf verschoben. Viele alte, starke Zauberkarten, die früher im Standard und Extended gerockt haben, wurden nicht mehr neu aufgelegt. Klassiker wie Armageddon, Opalescence, Living Death, Pillage oder Cursed Scroll haben zu ihrer Zeit ganze Deck-Archetypen geprägt und kosten heute nur noch Kleingeld.
Als dritte Gruppe gesellen sich noch Karten wie Paladin En-Vec dazu, die durch ein Upgrade für Eternalformate obsolet gemacht wurden. Außerhalb der Highlander-Formate findet sich im "Leistungsmagic" selten Verwendung für die zweitbeste Version einer Karte. Winged Sliver und Exalted Angel können ein Lied davon singen. Aber lässt man mal außen vor, dass eine anderer den gleichen Job noch etwas besser macht, dann bekommt man auch mit der Zweitbesetzung häufig Leistungsträger mit jahrelanger Turniererfahrung.
Und was kann ich mit solchen Dschungelcampkandidaten anstellen?
Vor allem eine ganze Menge Klassiker wieder auferstehen lassen und mit einem neuen Twist versehen. In meinem letzten Blog habe ich mir Gedanken darum gemacht, wie man das neue und das alte Mirrodin in einem schlagkräftigen roten Ramp-Haufen vereinen kann. Old-Slogger featuring MC Hammerclan. Das Deck läuft erstaunlich gut und hat mir schon einigen Spaß bereitet. Später kam mir dann beim Blick auf das erstaunlich kleine Preisschild von Koth die Idee, nach mehr Topkarten für kleines Taschengeld zu suchen. Denn wenn ich mir anschaue, was in den Tauschordnern vieler Spieler alles ungenutzt verstaubt, sehe ich da unzählige Zeugen vergangener Turniergröße und Potential für mächtig viel Casualfun.
Den Anfang möchte ich mit einer Karte machen, die die meisten noch warm in Erinnerung haben dürften:
Bis vor ein paar Monaten hat der Thraktor noch kräftig das Standardformat beackert. Seitdem ist es sehr still um ihn geworden. Im Legacy hat er es nur zu einer kleinen Statistenrolle im Nic Fit-Deck gebracht. Dementsprechend ist der Preis von über 10€ auf erschwingliche 2€ gesunken.
Eine erfolgreiche Standardliste mit Thragtusk war zum Beispiel die von Melissa DeTora bei der ProTour Gatecrash.
- Lands (25 Karten)
- 4
- 3
- 4
- 4
- 2
- 1
- 1
- 1
- 2
- 3
- Creatures (14 Karten)
- 3
- 3
- 4
- 4
- Spells (21 Karten)
- 4
- 1
- 2
- 4
- Spells (Forts.)
- 4
- 3
- 1
- 2
Ich verfolge das Standard-Geschehen in der Regel nicht so intensiv, von daher könnte hier vielleicht genauso gut irgendein Jund- oder Naya-Haufen als typischeres Zotteltier-Gehege stehen. Aber dieses Bant-Deck war erstens bei einer Pro Tour in den Top8 und zweitens bildet es die perfekte Überleitung.
Denn, abgesehen davon, dass Thragtusk an sich schon ein richtig fettes Stopschild für alle Aggrostrategien darstellt, schreit er natürlich nach Spielereien mit seinen "Enters the Battlefield"/"Leaves the Battlefield"-Fähigkeiten. Im Deck von Melissa DeTora nimmt ihn dazu der Restoration Angel unter seine Fittiche (und lässt ihn dann gleich wieder raus).
Spulen wir an dieser Stelle mal neun Jahre zurück: Der Holländer Julien Nuijten wird 2004 Magic-Weltmeister mit einem Controldeck, das nichts lieber tut als Kreaturen immer wieder aus dem Spiel zu werfen und wieder zurückkommen zu lassen. Da haben wir doch die passenden Spielgefährten für unseren Stoßzahn.
- Lands (25 Karten)
- 4
- 4
- 4
- 6
- 7
- Creatures (12 Karten)
- 4
- 4
- 4
- Spells (23 Karten)
- 4
- 4
- 2
- Spells (Forts.)
- 2
- 4
- 2
- 1
- 4
Die Astralrutsche ist das zentrale Element dieses Decks. Sie verzögert die gegnerische Offensive, sie entsorgt Tokens sogar endgültig und sie multipliziert die "Enters the Battlefield"-Trigger der eigenen Männer. Um eine reibungslose Rutschpartie zu ermöglichen, enthält die Liste 20 Cycling-Effekte. Die Ewige Zeugin und Ewiger Drache sorgen im Lategame dafür, dass man ewig weiter cyclen kann. Damit man bis dahin nicht überrannt wird, gesellen sich die volle Packung göttlicher Zorn und noch mehr Removal in Form von Wing Shards und Viridian Shaman (gegen das ganze Mirrodin-Gezücht) dazu. Abgerundet wird das ganze mit einer Prise Ramp.
Ok, dann fangen wir mal an zu basteln.
Wie bei allen meinen Casual-Decks werde ich die Liste nach "Choose Your Own Standard"-Regeln bauen.
Thragtusk und die Rutsche wollen wir natürlich beide in maximaler Ausführung. Damit steht Onslaught als erster Block und M13 als Grundedition fest. Die 20 Cycler übernehme ich vom Weltmeister. Das kann nicht so verkehrt sein. Ramp kommt auch rein, wegen M13 Farseek statt Rampant Growth, aber weiß ist sowieso unsere Hauptfarbe.
Statt des Viridian Shaman, der ohne allgemeine Artefaktverseuchung nicht wirklich benötigt wird, kann ich einen anderen "Dreidrop" vorschlagen, der auch in ganz vielen Slide-Listen zuhause war: die frühere Money- und heutige Craprare Exalted Angel. Und hier kommt der Trick: Für 3 Mana bringt man ihn als Morph ins Spiel. Wenn man sie dann mit der Rutsche ins Exil schickt, kommt er als prächtiger Engel aufgedeckt zurück aufs Battlefield. Das ganze würde natürlich auch mit dem imposanteren Krosan Cloudscraper funktionieren, aber der Engel ist nicht so gierig und kann auch regulär entmorpht oder gecastet werden.
Windswept Heath ist der einzige richtige Preishammer in Nuijtens Liste. Wer sie hat oder vor der billigen goldrandigen WM-Deck-Version nicht zurückschreckt, kann sie spielen. Man aber auch genauso gut auf das viel günstigere Sunpetal Grove zurückgreifen ohne an Stabilität zu verlieren.
Bleibt die Frage nach dem zweiten Block: Als Option haben wir zum Beispiel Ravnica1 für Life from the Loam und Loxodon Hierarch. Lifegain haben wir eigentlich schon genug und mit Loam würde ich als alter Powergamer wohl dreifarbig rot-gün-weiß spielen wollen mit Fetchies, Schockländern und Lightning Rift. Das widerstrebt dann doch deutlich dem Budget-Gedanken, daher schauen wir uns unter dieser Vorgabe hier lieber anderswo um. Mirrodin bietet Eternal Witness, aber löst ein großes Problem nicht. Uns fehlt noch der Zorrrrn. In M13 gehen wir da nämlich leer aus. Aber der Tag der Abrechnung ist nah, wenn wir uns für Zendikar entscheiden. Als Bonus gibt es ein erschwingliches Manland und die perfekt ins Konzept passende Wall of Omens dazu.
Damit haben wir das Deck auch schon komplett. Fertig ist er, der Opel Astral. Ein frisch aufgemöbelter Gebrauchter mit ordentlich vielen
- Lands (25 Karten)
- 4
- 4
- 4
- 6
- 7
- Creatures (14 Karten)
- 4
- 4
- 2
- 4
- Spells (21 Karten)
- 4
- 4
- 2
- 2
- 2
- 3
- 4
Und wem Choose Your Own Standard am A**** vorbei geht, dem kann ich folgende Casualliste ohne Restriktionen ans Herz legen. Der Preis dürfte in etwa gleich bleiben, beim Powerlevel wird nochmal einen Gang höher geschaltet. Das Konzept lässt sich natürlich beliebig dem eigenen Geschmack anpassen.
- Lands (25 Karten)
- 4
- 4
- 4
- 4
- 5
- 4
- Creatures (10 Karten)
- 4
- 3
- 3
- Spells (25 Karten)
- 4
- 4
- 4
- Spells (Forts.)
- 2
- 2
- 2
- 3
- 4
Damit bin ich am Ende für heute und wünsche euch allen frohe Feiertage!
Wenn ihr gute Ideen habt, bei welchen anderen Geheimtipps sich eine nähere Betrachtung lohnt, dann postet bitte einen Kommentar. Ich bin gespannt auf eure Anregungen.
- Polymeus, Zharesh, » Arcanis « und 6 andere haben sich bedankt
Okay, was willst du hier sagen? Ja, T2 dominiert die Marktpreise. Wenn eine Season vorbei ist, fallen viele Karten. Okay. Das weiß doch schon so ziemlich jeder... Was also ist der Neuwert deines Blogs?