Hier sind die Bewertungen:
RainJosh - Midnight Sagari
Das Wesen, dass Du dir ausgesucht hast, ist auf jeden Fall sehr ... interessant Unter den japanischen Yokai gibt es schon eine ganze Menge, die auf der dünnen Linie zwischen gruselig und albern bewegen. Das Bild lässt aber ersteren Aspekt eher rüberkommen!
Flash in Schwarz gibt es auf Karten mit modernem Frame nur selten. Bis auf Offalsnout stammen zudem alle bisherigen Kreaturen mit Flash aus dem Zeitspirale-Block, an dem man sich bei Colorpie-Angelegenheiten besser nicht orientieren sollte. Da die Fähigkeit im Zusammenhang mit dem Flavor (ein Yokai, der arglosen Wanderern mit seinem Schrei einen Mordsschrecken einjagt) aber durchaus Sinn ergibt, bin ich gewollt, hier ein Auge zuzudrücken. Ab und an bringt ja auch Wizards selbst mal Keywords in untypischen Farben (Skyraker Giant).
Die Statuswerte finde ich gut gewählt, da der Sagari nicht groß angreift, sondern sich auf das Überraschungsmoment verlässt. Dafür macht mir die eigentliche ETB-Fähigkeit aber irgendwie schon zu viel. OK, bei den Zähnen, die man auf dem Bild sieht, ist er auch nicht unnachvolziehbar. Im Hinblick auf das Wesen, das Du dir ausgesucht hast (und seinen charakteristischen „Schrei“) hätte ich aber so etwas -2/-2 bei ETB passender gefunden. Bei kleinen Kreaturen hätte der Schreck dann quasi direkt zum Herzstillstand oder zumindest zu großem Unwohlsein (Nausea) geführt, während größere Viecher ihn besser wegstecken können.
Gustostückerl – Welthund
Aus mechanischer Sicht erinnert diese Karte ein bisschen an den Jungtier-Cycle aus Shadowmoor und Eventide. Im Vergleich erscheint mir der Welthund als etwas schwächer, auch wenn er ein Mana weniger kostet und mit einer -1/-1-Marke weniger kommt. Eine 3/3 Kreatur mit Menace liegt in Schwarz etwas über der Kurve. Allerdings kann er vom Gegner durch das simple Nachspielen von Kreaturen relativ einfach kleingehalten werden. Da auch die „Upside“ (das Potentielle Wachstum durch sterbende Kreaturen) an eine gewisse Kreaturendichte im Deck des Gegners gebunden ist, wird der Hund wohl kaum irgendwelche brokenen Sachen machen (und tendenziell wohl eher 3 oder weniger P/T haben.). Spike-Herzen erfreut diese Karte nicht, dafür ist der Flavor aber schön direkt und simpel im Kartentext wiederzufinden – geht es den Kreaturen des Gegners allgemein gut, geht es dem Hund schlecht und umgekehrt. Man hätte die Spielstärke der Karte sicherlich noch irgendwie pushen können, aber dabei wäre eventuell der schöne symmetrische Effekt verlustig gegangen.
Redstern – Rachul, Township Lurker
Erst mal vorweg: Ich hätte es ganz nett gefunden, wenn du einen Hinweis auf den Chupacabra entweder direkt auf der Karte oder in deinem Post (als Link) gegeben hättest. Aber das soll jetzt nicht in die Wertung eingehen.
Die Fähigkeiten: Lifelink, check, passt für Vampire und vampirartige Wesen. Intimidate, check, wird zwar mittlerweile eigentlich nicht mehr verwendet (von Menace abgelöst), passt aber durchaus zur Karte. Allerdings sind ansonsten bei deiner Karte die Verbindung von Flavor und Mechanik eher lose. Eigentlich tötet der Chupacabra ja Ziegen und saugt ihnen das Blut aus – geht man nach der Karte, taucht er aber erst dann auf, wenn die Ziegen bereits tot sind. Ich bin nicht der Meinung, dass generell jede Karte den dahinterstehenden Flavor 1:1 widerspiegeln muss. Manchmal geht Funktionalität über Fluff und das ist OK so. Das gilt aber vor allem dann, wenn eine 1:1-Umsetzung die Karte unnötig kompliziert und verworren machen würde. In diesem Fall hätte man mMn eine Karte designen können, die mechanisch die Rolle des Chupacabras als „Raubtier“ (nicht als „Aasfresser“) darstellt, ohne sie zu kompliziert zu machen. Auch das „Wolf“ in der Typenzeile erschließt sich mir nicht wirklich. Der Chupacabra mag oft als hund- oder wolfartig beschrieben werden, aber in dem verwendeten Artwork spiegelt sich dieser Typ so gar nicht wieder. „Vampire Beast“ wäre meiner Meinung nach besser gewesen. Auch, dass das Vieh einen konkreten Namen hat, finde ich irgendwie komisch. Der Legendenstatus ist aufgrund der Tatsache, dass es in den Geschichten „der“ Chupacabra ist, ja nachvollziehbar. Aber dann hätte man auch einen Namen wählen können, der „legendär“ wirkt, ohne einen Namen auszukommen (sh. z.B. The Mimeoplasm).
Vergleiche ich Rachul mit anderen Kreaturen, die oft aus dem Grave zurückkommen, wie Blooghast und Eternal Scourge, kommt er mir zudem etwas zu stark vor. Irgendeinen Drawback (außer dem Legendenstatus) sollte er schon haben, wenn er an eine so leichte Bedingung gebunden ist oder das Zurückkommen aus dem Friedhof sollte teurer/schwerer zu bewältigen sein (für Vengevine muss man immerhin overextenden/Kartennachteil machen).
Yaloron – Snidget
Na gut, wenn man beide Augen ganz fest zudrückt, kann man das noch akzeptieren. Flavorvoll ist die Karte auf jeden Fall (auch so etwas wie der Schnatz bei einer „ernsthaften“ Umsetzung als MTG-Karte es wohl eher ein Konstrukt und kein Vogel sein sollte). Der neue Gideon of the Trials hat ja eindrücklich bewiesen, wie billig so ein Platinum Angel-ähnlicher Effekt sein kann. In kompetitiven ist der Schnatz in vielen Fällen sicherlich einfach zu handeln („stirbt an allem“) und wäre kein großes Problem. Aber ein Mana ist für mein Empfinden dann aber doch etwas sehr wenig für einen solchen Effekt, der auch noch permanent ist. Also: Flavorvoll, aber in einem silbernen Rahmen doch besser aufgehoben
Dragno – Wild Peryton
Hier hab ich so ein bisschen das Gefühl, dass du die zweite Farbe nur wegen der Farbgebung des Bilds gewählt hast. Die Karte hat – bis auf die Flugfähigkeit – eigentlich nichts Blaues an sich, genau wie das Fabelwesen selbst (evtl. die „atlantische“ Herkunft?). Rein colorwheel-technisch hätte am besten gepasst, da es in schon einen Präzedenzfall für Menschen-Hate gibt (Human Frailty) und die Farbe Flugfähigkeit ermöglicht. Im Hinblick auf Karten wie Winged Coatl oder Fleetfeather Cockatrice wäre eventuell schon noch irgendwie vertretbar, fühlt sich aber seltsam an.
Der „einmal im Leben“-Aspekt ist mit dem ETB-Trigger gut gelöst. Wahrscheinlich ist auch die geringe Widerstandskraft nicht nur aus Balancegründen so gewählt, sondern soll diesen Flavor weiter unterstützen. Andererseits stellt die Tatsache, dass der Peryton in den meisten Fällen ebenfalls sterben wird, den Aspekt des „Schattenwechsels“ etwas in den Schatten (badumm-tsch). Ein bisschen schade, aber gut, man kann unmöglich alles darstellen, vor allem bei so einem „komischen“ Wesen.
avedon – Listiger Nöck
Eine 2/2 für fünf Mana, die idealerweise die Manabase des Gegners á la Spreading Seas torpediert. Der Effekt ist wohl OK so, wie er auf der Karte steht, aber mit Spielstärke kann der Nöck eher nicht punkten. Die Karte fühlt sich rein mechanisch gesehen ziemlich „antik“ an; ein alter Kartenrahmen würde ihr irgendwie gut stehen. Das Konzept eines Wassergeistes kommt durch den relativ simplen Effekt gut rüber. Insofern gibt es eigentlich nichts auszusetzen, aber der Effekt ist so nacheliegend und einfach, dass es mMn schon wieder langweilig ist (vor allem für eine Rare). Im Hinblick auf den langen (und durchaus passenden) Flavortext war es wohl die richtige Entscheidung, den Regeltext nicht noch mehr Raum einnehmen zu lassen. Insgesamt wirkt die Karte auf mich aber trotzdem eher „schaff“. Einen zusätzlich eingebauten und flavorvollen Diebstahl-Effekt z.B. (der sich auf die Anzahl von Inseln bezieht?) hätte ich dem Zauberspruch vorgezogen.
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avedon und Dragno sind außer Konkurrenz, somit bleiben noch vier Teilnehmer. Der Sieger ist Gustostückerl, da seine Karte eine interessante Funktionalität mit gutem Flavor verbindet. Knapp dahinter kommt RainJosh mit seiner Einreichung, die mit ein paar kleinen Änderungen hier und da wahrscheinlich den Wettbewerb gewonnen hätte. Letztendlich war meine subjektive Wahrnehmung da ausschlaggebend, aber das kann man eben nicht vermeiden.
Vielen Dank fürs mitmachen und bis zum nächsten Mal!