@Pro Tour: Viele von denen spielen auch Poker professionell.
Aber die Verwässerung des "Pro"-Begriffs habe ich allgemein auch schon anderswo gesehen. El'Azar hat dahingehend recht, dass hier Leistungssport und Profisport immer mehr gemischt werden. Leistungssportler streben nach Auszeichnungen für ihre Anstrengungen und sind bereit, dafür mehr Zeit/Anstrengung zu investieren. Dabei ist es irrelevant, ob die Auszeichnung ein Geldpreis, das eigene Bild auf einer Internetseite oder eine Medaille ist.
Das unterscheidet sie von Casual-Spielern, die aus Spaß an der Freude spielen. Klar, die freuen sich auch mehr, wenn sie gewinnen, aber am Küchentisch oder im Laden gibt es halt maximal die Anerkennung von Mitspielern.
Wo liegt hier nun also das Problem, das uns aufschreien lässt?
Ich versuche mal zu erläutern, was was einige von uns stört:
Leistungssportler-Nichtprofis lieben ihren Sport, sollte man denken, üblicherweise so sehr, dass sie danach streben, der Beste zu sein. Das ist ihr eigentliches Ziel, betrachtet man beispielsweise so Dinge wie Leichtathletik, die ohne diesen Aspekt nicht existieren würden. Bekommt man eine monetäre Beigabe, freut das, aber dennoch wird der ewige Zweite, auch wenn er eine Menge Geld kriegt, doch sicher weiter mit den Zähnen knirschen, weil er doch erster werden wollte, verflixt, und sich daran jahrelang die Zähne ausbeißt.
Kurz gesagt: Für den Leistungssportler stehen Sport und sportlicher Erfolg im Vordergrund. Gerade weil er damit nicht seinen Lebensunterhalt bestreitet.
Gehe ich nun davon aus, dass Menschen, die durch halb Europa für internationale Magic-Wochenendturniere gondeln, mit Leistungssportlern vergleichbar sind, entsteht bei mir die Erwartungshaltung, dass für die das selbe gilt: Das Magic-Mastermind sein, gewinnen in dem Spiel, dass ihnen am Herzen liegt. Wenn nun diese Leute aber die Schultern zucken und "Tor 3" mit dem Geld nehmen, wirkt das befremdlich, aber nur aufgrund des Vergleichs!
Fällt nämlich (unter Erhalt der Freude an Magic, davon hatten sie ja genug in den Swiss-Runden) der Siegwille weg, ist auf einmal vollkommen verständlich, dass man, wenn man keinen Bock hat und trotzdem etwas Geld mitnehmen kann, einfach geht. Ich kann daraus nur folgern, dass auf diesem Zwischenniveau spielen Magic-Spieler weder mit Leistungssportlern noch mit Sportprofis vergleichbar sind. Denn offenbar ist es ihnen sogar egal, dass ihnen ein Sieg den Weg in die Berühmtheit (beispielsweise Sponsoring, Werbeverträge, Fans, etc.) öffnen würde, ob man davon leben kann oder nicht. Stattdessen sagen sie einfach: "Nee, bin müde, hatte nette Spiele heute, gehen wir."
Und hier kommt nun der eigentliche Aspekt für unsere Posts ins Spiel: Leidtragende sind nicht die (die wollen ja das mit dem Ausspielen verbundene gerade nicht), sondern insbesondere der TO (wirkt doof ohne Finale) und die Zuschauer (wirkt doof, ohne Finale und ohne anzufeuernde Helden).
Vor allem aber entsteht ein Problem: Alle, die Magic insgesamt als "Sport" auffassen, sehen dadurch deutlich, dass es scheinbar viele Menschen gibt, die das nicht tun. Und das wiederum stellt den Status von Magic als kompetitiven Sport in Frage. Und uns eigentlich an den Beginn eines neuen Threads. Wie sieht das die Mehrheit: Ist Magic überhaupt als eine Sport geeignet, in der sich Menschen messen und die Besten sein wollen, und wenn ja, ist das denn gewollt? Oder ist es gerade eine angenehme, entspannte Spielatmosphäre, die wir suchen?
Meine Güte, das ist ja ein halber Essay geworden, wollte die Gedanken nur mal niederlegen.
TL;DR: Da Magic scheinbar von vielen nicht als ein kompetitiver Sport gesehen wird und die Siegaspiration bei einigen zu fehlen scheint, sind alle Vergleiche mit "Sportlern" müßig. Die Vorkommnisse in Prag zeigen das: Keiner der vier wollte gewinnen.
Bearbeitet von lostjedi, 20. Oktober 2015 - 11:20.