Kartefakt? Kurzer google-Check: Das Kartefakt
Zehn Jahre Magic!
Schnell nachgerechnet: 2003 ist genau 10 Jahre her ist und gerade rasten alle wegen der neuen „From the Vault“-Box aus, die unter dem Motto „20“ läuft. Wir haben es hier also einen authentischen Halbzeitbericht der Magic-Historie zu tun. Im Artikel werden die Ergebnisse einer Umfrage unter den Magicspielern präsentiert, bei der man in verschiedenen Kategorien über den Spitzenreiter unter den Pappkärtchen wählen konnte. Ich lade euch ein, ein vor dem Ohrensessel vom Onkel rotzo Platz zu nehmen, mit mir ein wenig in Nostalgie zu schwelgen und dabei zu überlegen, was im zweiten Jahrzehnt der Magic-Geschichte alles Herausragendes hervorgebracht wurde. Um euch die Orientierung zu erleichtern, die MtG Halbzeit fällt ziemlich genau mit dem Beginn der Modern-Ära zusammen. (Also als Faustregel: altes Design -> 1. Jahrzehnt, neues Design -> 2. Jahrzehnt. Reprints natürlich nicht mit eingerechnet)
Die bedeutendste Karte:
1. Necropotence
2. Counterspell
3. Force of Will
4. Psychatog
5. Tolarian Academy
Interessanterweise wurde nicht nach der stärksten Karte gefragt. Ich glaube die Autoren waren sich vermutlich im Klaren, dass es darauf keine befriedigende Antwort geben konnte. Ist Contract from Below die brokenste Karte aller Zeiten oder macht sie einfach nichts, weil man sie nirgendwo spielen darf?
Auf der Liste fehlen in meinen Augen drei ganz entscheidende Karten: Brainstorm, Lightning Bolt, Dark Ritual. Vielleicht lag es daran, das der BS erst mit dem Erscheinen der Fetchländer, der Bolt mit dem Reprint in M10 und der Ritus mit der Storm-Mechanik nochmal eine Schippe drauflegen mussten, um die Säulen von Magic zu werden, als die wir sie heute kennen. Für die zweite Dekade würde ich auf Gold und Bronze zwei Karten platzieren, die komplett neue Spielmechaniken darstellen und in allen Formaten eingeschlagen sind wie eine Bombe: Jace, the Mind Sculptor als Vertreter der Planeswalker und Umezawa's Jitte, die vermutlich nützlichste Ausrüstung seit der Erfindung des Schweizer Taschenmessers. Dazwischen würde sich in meiner persönlichen Rangliste der Tarmogoyf auf Silber schmuggeln, da er seit seinem Erscheinen den Kreaturenzoo dominiert.
Die schönste Karte:
1. Serra Angel (ursprüngliches Artwork)
2. Akroma, Angel of Wrath
3. Argothian Enchantress
Die Schönheit liegt ja bekanntlich in der Auge des Betrachters. Die drei Damen auf dem Podium sprechen aber stark dafür, dass hier vermutlich hauptsächlich heterosexuelle Männer abgestimmt haben. Meiner Meinung nach könnten viele Artworks weniger Tittenfixierung vertragen, aber den pubertierenden Jungs muss ja auch was geboten werden. Persönlich bin ich auch eher Fan von Bebilderung, bei der man nicht auf den ersten Blick sieht, dass sie aus dem Computer gefallen ist. Großformatig in mein Zimmer hängen würde ich mir vermutlich am ehesten ein Jund Charm (bzw. Avatar of Woe, aber der ist ja noch aus Halbzeit eins). Unter allen Karten eine spezielle als DIE schönste zu bestimmen fällt mir schwer, dazu ist die Auswahl an schicken Kunstwerken einfach zu hoch.
Die lustigste Karte:
1. Goblin Game
2. Uktabi-Orangutan (aka Sex Monkey)
3. Bouncing Beebles
Humor ist natürlich genau wie Schönheit Geschmackssache, aber Goblins oder versteckte Anzüglichkeiten kommen wohl überall mehr oder weniger an. Generell habe ich den Eindruck, dass Magic in den zweiten zehn Jahren ernsthafter geworden ist. Klar, es gibt immer noch überall obligatorisch dämliche Gobbos. Aber die Sinn für Blödsinn, der zum Beispiel die hoppelnden Bobbel oder nahezu alle Karten von Phil Foglio ausgemacht hat, ist auf dem Weg zum Premium-Produkt Magic in meinen Augen weitgehend flöten gegangen. Eine Ausnahme davon war der Lorwyn-Block, mein Vote als lustigste Karte der letzten 10 Jahre geht an Noggin Whack für sein Back(stein)fisch ins Gesicht-Artwork.
Die meistüberschätzte Karte:
1. Phyrexian Scuta
2. Grinning Demon
Viele Spieler (oder zumindest viele Kartefaktleser) konnten sich vor zehn Jahren noch an den großen alten Bad Boy aus den Anfangstagen des Spiels erinnern: In der schwarzen Ecke mit einem Kampfgewicht von 5/5 und einem Preisschild von 120€ ... Juuuuuuzam Djiiiiiiinn. Enstprechend hoch waren die Erwartungen an den Scuta und den Demon. Aber Power Creep ist keine Erfindung von Shards of Alara und ein dicker Treter ohne Evasion mit Lifeloss war 2000 schon nur ok und 2002 nur noch naja.
Dank des Internets werden heute die meisten Bomben lange vor Erscheinen eines Sets gespoilt. Hype ist also mehr oder weniger an der Tagesordnung. Eine Karte ist mir dabei aber besonders im Gedächtnis geblieben. Angetreten als großer Erbe des legendären Time Walks, hat sie es geschafft innerhalb kürzester Zeit in der Versenkung zu veschwinden. Mein Vote zweite Dekade geht an Temporal Mastery (formerly 40€, now 4€).
Die schlechteste Karte:
1. Pale Moon
2. Sorrow's Path
3. Carnival of Souls
4. Break Open
5. Battle of Wits
Pale Moon auf Eins hätte ich damals und heute auch noch sofort unterschrieben. " : Do Nothing. You're Welcome." Den Silbermedaillengewinner musste ich erst googlen, aber er steht auf jeden Fall auch zurecht auf seinem Platz. Nummer drei und Nummer fünf konnten ihren schlechten Ruf mittlerweile loswerden. Der Carnival of Souls ist ohne Manabrand und mit einigen Combos zumindest im Commander deutlich fröhlicher geworden. Battle of Wits durfte sogar schon Grand Prix-Luft schnuppern. Wood Elemental fehlt, aber mit dem kann man zumindest theoretisch mal den Gegner tothauen. Zu overpowered.
Abgesehen von Break Open (you break, you lose) nur Rares auf der Liste, was sagt uns das? Ich denke, es liegt an der besonderen Enttäuschung, wenn die erwartungsgemäß tollste Karte eines Boosters so richtig abstinkt. Einer Common verzeiht man das viel eher. Daher ist mein Tipp für den neuen Spitzenreiter dieser Kategorie auch eine unverschämt schlechte Rare: Scrambleverse. Kostet sauviel und kann... nichts... außer der Gegner hat viel mehr und bessere Permanents als man selbst und unverschämtes Würfelpech. Und irgendwie muss man mit seinen möglichst wenigen Karten auf dem Tisch ja noch die bezahlen. In dieser Kategorie bin ich auch wieder auf eure Vorschläge gespannt. Da ich seit Jahren meine Karten hauptsächlich einzeln erwerbe, fehlt mir bei der Creme de la Creme hier vielleicht ein wenig der Überblick.
So und jetzt seit ihr dran. Welche Karten der letzten zehn Jahre haltet ihr für bedeutender, schöner, lustiger, überschätzter und schlechter als alle anderen. Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
- Ghoul, MeeZobaD, einerfährt und ein anderer haben sich bedankt
Zu der bedeutendsten Karte hast du denke ich alles richtige gesagt. Generell denke ich, dass Magic etwas besser im Balancing geworden ist, sodass nicht nur eine Karte in allen Decks vorkommen muss, so wie Necropotence damals. Eventuell zur Affinity-Zeit Skullclamp oder Cranial Plating, besonders letztere hat einen Archetyp begründet, der bis heute in Legacy und Modern zu finden ist und der ohne diese Karte nicht auskommt.
Schönste Karte: Illusory Angel. Trotz der offensichtlichen Photoshop-Herkunft sieht das Bild für mich wie ein Gemälde aus. Der Kontrast von Licht und Schatten, warmen und kalten Farben ist echt beeindruckend. Schade, dass Allan Williams mit Opportunity auch eine der hässlichsten Karten der letzten 10 Jahre geliefert hat.
Lustigste Karte: Scrambleverse. Einfach wegen dem Effekt, der jeden Spieler am Tisch mit einem WTF-gesicht zurücklässt.
Meistüberschätzteste Karte: Puh, schwer. Mein Vote geht generell an alle Planeswalker, die beim Release hoch gehandelt werden und dann ziemlich schnell verschwinden. Gideon, Champion of Justice wäre so einer.
Schlechteste Karte: Auch hier geht mein Vote an alle Crap-Mythics (z.B. Descent into Madness), die weder im Limited noch Casual jemals Play sehen. Verschwendete Pappe -.-