Naja, eine Frage wirft sich mir zumindest schon auf. Mir ist bewusst, dass es kein "in dubio pro reo" im Magic gibt und das Judge-Entscheidungen Tatsachenentscheidungen sind. Dennoch wird man grübelnd zurückgelassen. Und zwar aus folgendem Grund: Der theoretischen Überlegung.
Fiktive Situation: Ein Spieler mit >2 Handkarten spielt einen Spell. Er wartet 1-2 Sekunden, nachdem der Gegner nicht reagiert, und sagt dann "Go.". Diese Situation hatte ich schon 10000 Mal im Casual und sicher auch schon mal im competetive, Ich sage hier auch nicht, was weiter passiert oder nicht passiert, sondern hake mal ein.
Kann der Spieler so verhindern, dass gecountert wird, indem er freiwillig eine Information an den Gegner gibt? Denn würde der Gegner dann "halt, halt" sagen, könnte er nicht mehr countern, würde im Zweifel sogar disqualifiziert werden.
(Ehrlich: Grade, wenn ich noch Karten in der Hand und Mana offen habe, weiß ich genau, warum ich den Gegner ERST frage, ob er seine Prio abgeben will, bevor ich GO sage. Dann hat der nämlich deutlich mehr zu überlegen. )
Eine zweite Frage, die ich nicht ganz so trivial finde, ist die Frage - und da ist dann auch wieder die Frage, ob eine Linie dahinter ist - wie sehr ich als Judge Spiele entscheiden will, wenn die Situation wirklich unklar ist. DQ ist schon eine enorm harte Strafe, und zwar GERADE in den Top 8. Um das noch mal klar zu sagen: Ich beispielsweise komme aus verschiedenen Gründen kaum auf GP. Selbst Leute, die auf GPs kommen, müssen erst mal aus mehreren Hundert, ggf. sogar über 1000 Leuten, mal in den Top 8 landen. Das ist selbst bei den Profispielern nur begrenzt möglich. Jetzt nehmen wir einfach mal an, ich schaffte es in die Top 8, und wüsste, dass das eine einmalige Chance ist, und die Wahrscheinlichkeit, dass mir das nochmal gelingt, nahe Null ist.
Sollte nicht im Hinblick auf sowas lieber in solchen Fällen eine Verwarnung kommen? Und nach reddit gab es in dem Fall noch mehr Zeugen, die im Wesentlichen das Geschehen bestätigen. Da verbliebe für mich als HJ immer der Zweifel, ob ich dann wirklich "Träume zerschießen" sollte und mal selbst ein Spiel entscheiden sollte, oder ob ich dann nicht lieber sage "Verwarnung, Counter zu spät, weitermachen." Insbesondere, nachdem, angenommen, es haben wirklich alle richtig beobachtet, eine Teilschuld auch beim Gegner lag, denn der hätte ja mal klar fragen können, wenn er schon Zweifel hatte oder hätte haben müssen.
Daher sollte es DQs mE nur bei "klaren" Verstößen geben oder bei unklaren Verstößen nur, wenn diese massiv das Spiel beeinflusst hätten und nicht einfach lösbar waren (hier: Counter geht nimmer, go). Aber das sind nur meine 2 Cent. (Bei Fussball-Schiris habe ich mich auch schon manchmal gefragt, ob man in einer unklaren und zweifelhaften (!) Situation in der 90+4ten bei unentschieden zwangsläufig das Spiel durch einen Elfer selber entscheiden muss oder ob das nicht doch die Mannschaften in der Verlängerung selber können, was dem Sport und den Zuschauern offenbar eher gelegen kommt. Aber das ist sicher reiner Zuschaueregoismus ;P )
So, jetzt flamed mich. Ich finde die Härte, mit der Judges vorgehen oder vorgehen sollten nämlich schon spannend.