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Diamonds are forever

Geschrieben von jjrotzo, 30. August 2013 · 1.706 Aufrufe

Das ist die Geschichte von einem Jungen, der nach vielen Jahren seine alte Liebe wieder trifft und einen hohen Preis dafür bezahlen muss.

2006: Letztes Schuljahr. Indem ich meine freie Zeit nicht zum Lernen nutze, bleibt sehr viel davon übrig, um Karten zu spielen. Fasziniert von einem Legacydeck namens Übermadness kaufe ich mir für 5, 6, 6 und unverschämte 10 Euro ein Playset Lion's Eye Diamond. Die Power, die Einzigartigkeit und die Umständlichkeit des Designs begeistern mich.



2006 (später): Anstelle des besagten Madness-Haufens baue ich mir TES: "The Epic Storm", das mir vor dem Erscheinen von Ad Nauseam regelmäßig die Birne zum Rauchen bringt und mein Johnny-Herz höher schlagen lässt.

2007: Future Sight erscheint. In der Edition enthalten ein undefinierbares Monster mit undefinierbarem Namen und ebenso undefinierbarem Regeltext. Hää Planeswalker??? Tribal?! Was wollen die von mir? Alles egal, mit Tarmogoyf erhebt sich Threshold zum FC Bayern des Legacy-Formats. In allen möglichen Varianten, blaugrün mit rot oder mit weiß. Mit Counterbalance oder mit Stifle. Lauter Dinge, die man als Stormspieler nicht sehen möchte. Dazu auch noch im Vergleich zum lahmarschigen Landstill ein sehr kleines Zeitfenster. Ich habe einen neuen Erzfeind.

2008: Vintageturnier im Dragonlordgames in Dillingen. Als Side-Event wird Choose Your Own Standard angeboten. Dafür schustere ich nach dem Vorbild des großen Bomberman aus Legacy und Vintage ein Combodeck um Auriok Salvagers und Lion’s Eye Diamond zusammen. Blöderweise stehe ich zum Start der CYOS-Runde gerade 3-0 im Main-Event. Also schnell einem Bekannten das Ding in die Hand gedrückt und wieder auf das Königsformat konzentriert. Am Ende werde ich Zweiter und muss eine schwierige Entscheidung zwischen zwei gleichwertigen Preisen treffen: Tarmogoyf oder Pithing Needle? Goyfseidank picke ich die richtige Karte. Auch der verliehene Bomberman hat seine Sache gut gemacht und seinen Piloten ungeschlagen zum 2-0-1 geführt.

2009: Zum letzten mal stürme ich ein Legacyturnier. In der finalen sechsten Runde muss ich gegen einen fünfzehnjährigen Lulatsch mit seinem Kiddie-Burn-Haufen ran und gehe gnadenlos unter, weil zwei Ponder und zwei Brainstorm nicht die eine Manaquelle zeigen, die mir zum Abgehen gefehlt hätte. Statt Top8-Platz und Preispick darf ich mir von meinem Gegenüber anhören, dass das Herz der Karten es manchmal nicht will, dass man gewinnt. Nie war ich so kurz davor jemanden beim Kartenspielen zu verdreschen. Weil ich meinen Augen des Löwen nicht mehr trauen kann, gerät unsere Beziehung in einer tiefen Sinnkrise. Frischer Wind muss her.

2011: Viele andere Leute fangen an, meiner Lieblingskarte schöne Augen zu machen. Sie hat die 30€-Marke geknackt. TES habe ich mittlerweile zugunsten von Belcher aufgegeben, das mir jedoch auf Anhieb schon keinen Spaß macht und deshalb in seiner Box verstaubt. Ich verkaufe das komplette Deck für 260. Kurze Zeit später schießt der Preis für den LED auf über 50€.

April 2013: Nach fünf Jahren Studium halte ich mein Diplom in den Händen und stürze mich auf die Doktorarbeit. Endlich ist der Punkt gekommen, an dem die Uni mich bezahlt statt umgekehrt. Endlich wieder Geld für Magic :)

Juni 2013: Leider ist die Zahlungsmoral der Universität nicht besser als meine eigene und aufgrund von Verwaltungsfehlern bekomme ich erst nach einem Vierteljahr zum ersten Mal mein Geld. Dafür aber gerechterweise gleich das Dreifache auf einen Schlag. Ich verfalle in einen Kaufrausch und fahre zu einem Kumpel, der einen Teil seiner Sammlung loswerden will. Zwei neue Liliana of the Veil und ein halbes Commanderdeck später gehen vier LEDs für 180€ in meinen Besitz über. Goil, Schnäppchen gemacht!
Wieder zuhause und zurück in der Wirklichkeit, stelle ich ernüchtert fest, dass die kompetitiven Legacydecks mit LED immer noch Storm und Dredge heißen und ich nach wie vor auf keins von beidem Bock habe. Die Diamanten wandern also ohne Verwendung in den Schmuckordner. Beim Durchblättern glitzern meine Augen ebenso wie die des Löwen und mir wird ein klein wenig schlecht, wenn ich daran denke, etwas so schönes, teures und nutzloses zu besitzen.

August 2013: In Mainz beim Deck, Worscht & Woi wird mir ein Tauschangebot gemacht, das ich nicht ablehnen kann. Schweren Herzens gebe ich meine LEDs zusammen mit Kleinkram für ein Bayou, einen USea und eine Tropical her. Trotz der drei heißen Teile, die mich jetzt anlächeln, kann ich meinen Löwen beim Abschied nicht in die Augen schauen. Irgendwann werden wir uns wiedersehen.



(Anmerkung: Eigentlich wollte ich meinen Bomberman-Haufen im Casualbereich einstellen und als Einleitung eine kurze Chronik dazu schreiben. Das ist irgendwie ausgeartet und am Ende finde ich, dass die Story es nicht verdient hat, ungelesen in einem irrelevanten Deck-Thread zu verstauben. Das Deck und die Karten sind mittlerweile Geschichte, was bleibt ist ebendiese.)




Es gibt noch ein gutes Deck mit LED, und zwar Miracle Combo.

Da abused man Sensei's Divining Top und Entreat the Angels, um Runde 2-3 eine absurde Menge an Engeln zu Produzieren, solltest du dir mal anschauen (The Source)

 

Coole Story, sowas ließt sich immer sehr gut. =)

 

PS:Ich hab den Tausch Live miterlebt!11!1!!1!!!11!

Sehr schöne Anekdote. Du nutzt immer einen sehr angenehmen, nicht gekünstelten oder aufgestzt-wirkenden Schreibstil. Aber die LED's solltest du dir wiederbeschaffen ;)

Wirklich angenehm zu lesen!

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