Ich beende den Contest ein paar Stunden vor Ende des Verläungerungszeitraums, da ich die nächsten Abende keine Zeit mehr haben werde. Sollte bis 24 Uhr noch ein Beitrag eintrudeln, reiche ich die Bewertung nach. Ich entschuldige mich für die Verfrühung.
Tobi Wan Kenobi mit Moon Song Flute
Der Whenever is returned-Designspace wurde von WotC bis auf Warped Devotion und Azorius AEthermage bisher relativ unangetastet gelassen. Hier wären all die üblichen Effekte denkbar, "... deals 1 damage/draw a card/gain 1 life/scry 1/..." Du hast dich für ein ebensolches Design entschieden und die Card Quality-Variante gewählt. Das ist auf jeden Fall neu, aber ist es auch notwendig?
Dass es bisher so wenige dieser Karten gibt, mag daran liegen, dass Return bislang keine etablierte Deckstrategie ist. Tatsächlich fallen mir nur Fairys ein, die den Return-Mechanismus für sich einsetzen. Von seiner Natur her ist der Return-Effekt erst mal destruktiv und trifft damit meist gegnerische Kreaturen. Trotzdem gibt es genug Return-Enabler für eigene Kreaturen, nur der Payoff bleibt meist aus. Deine Karte versucht diese Lücke zu füllen. Dabei mag die Flöte funktionieren, das Feendeck schneller durchzufiltern. Für außerhalb eines passenden Limitedumfelds halte ich die Karte wenn überhaupt aber nur als 1-of spielbar (was aber ok ist, nicht alle Karte müssen den Playset-Stempel tragen). Für das (erst mal) Negativkriterium, Karten auf die eigene Hand zurückzunehmen, halte ich deinen Payoff für leicht zu schwach. Auf der anderen Seite hielte ich Draw ohne Discard im cmc2-Bereich für leicht zu stark. Vielleicht reinen Draw, wenn man {1} extra zahlt, aber damit wären wir wieder beim AEthermage angelangt. Schwierig. Also vielleicht die Karte doch einfach so belassen. Aber so ganz vom Playability-Hocker haut sie mich damit erst mal nicht: Darf es sie geben? Ja. Will ich sie spielen? Nein.
Der Flavortext ist lang und relativ nichtssagend: Das Mondlied ist ein wichtiger Teil "unserer" Kultur - aus welcher Kultur stammt Tamiyo? Statt "our" lieber die Kultur direkt benennen. Das Lied ist wichtig, weil es "angenehm klingt", wirklich? Und es wirkt erzieherisch? Inwiefern? Hier wird nur gesagt, aber nicht erklärt, sowas ist kein effektives Worldbuilding. "Der interessanteste Teil" - hey, dann nimm doch den und streich den Rest. :) "Eine magische Welle", das ist auch wieder so vage. Klar weiß man, was die mechanisch tut, aber sie fügt dem Flavor nichts hinzu. Dann ist da die Diskrepanz zwischen verschiedenen Interpretationen deiner Karte: Einmal will sie die Flöte als Instrument sein, beinhaltet tatsächlich aber das Mondlied und dann gibt es da noch die Kultur mit meisterlichen Mondliedspielern. Geht die Macht nun von der Flöte oder vom Lied aus und kann sie als Artefakt nun jeder dahergelaufene Möchtegernmusiker nutzen oder nicht? Idealerweise sollten sich Regeltext und Flavortext einander ergänzen. Wenn nur die Meister die Fähigkeit nutzen können sollen, dann gilt auch creature type matters in irgendeiner Weise. Wenn hingegen das Lied selbst das Herausstellungsmerkmal ist, dann könntest du beispielsweise den Mond-Teil mechanisch aufgreifen: activate this ability only during your end step/if it isn't your turn. Ich kann keinen derartigen oder einen anderen Ansatz auf deiner Karte finden. Stattdessen sehe ich eine Fähigkeit mit einem beliebigen Flavor drumherum.
Normalerweise würde ich den Flavor nicht so im Detail kritisieren, aber da ich diesmal mehr auf selbigen achten wollte und deine Karte nun mal hauptsächlich aus Flavortext besteht, habe ich das mal zum Anlass genommen, einen sonst weniger beachteten Kritikpunkt in den Vordergrund zu rücken. Natürlich ist mir aber auch vollkommen klar, dass es viele generische Effekte gibt, die gar nicht alle einen ausgeprägten Flavor haben können. Auch WotC kriegen das nicht immer hin (man denke nur an die Mana-Artefaktzyklen). Von daher ist es in Ordnung, auch mal einen Flavor aus dem Nichts zu konstruieren. Aber falls irgendwie möglich, sollte man immer alle Teile einer Karte aufeinander abstimmen (so gut es eben geht) und da sehe ich nicht, dass du diese Extrameile gegangen bist.
Redstern mit War Drum
Ich hätte ja schwören können, dass es eine Karte mit dem Namen bereits geben muss. Falsch gedacht. Die Kriegstrommel gewährt Fähigkeiten, die die Kreatur im Kampf unterstützen. Deine eigentliche Leistung ist es aber, die Kriegstrommel mechanisch und dem Flavor nach an Krieger zu knüpfen. Dazu musstest du das Rad auch gar nicht neu erfinden, vermutlich Pirate's Cutlass aus Ixalan hat es dir nämlich vorgemacht. Das tut dem Design aber allenfalls einen kleinen Abbruch, denn gut kopiert ist oft besser als schlecht selber gemacht, denn schließlich gehört dazu auch, das Richtige richtig zu kopieren. Zum Design kann und brauche ich daher wenig mehr beitragen als die Auswahl der Fähigkeiten zu hinterfragen. Hier fällt insbesondere die bis dato einzigartige Kombination aus Menace und Skulk auf: Die equippte Kreatur kann nur von zwei oder mehr Kreaturen geblockt werden, die jeweils keine größere Stärke aufweisen. Das finde ich unnötig komplex, da wäre mir an einer Stelle ein +1/+1 lieber gewesen. Auch Wachsamkeit passt finde ich nicht ganz zur Karte. Kriegstrommeln haben etwas rhythmisch Treibendes: Die Streitmacht marschiert unaufhaltsam voran zum Angriff. Wachsamkeit hat dagegen immer den Anschein von Verteidigung und Blocken, das passt mir thematisch nicht ins Konzept, auch wenn es natürlich problemlos möglich ist. Das ist letztlich eine Meinungsfrage. Summa summarum eine durchdachte Karte mit noch etwas Luft nach oben.
RainJosh mit Nightinowl's Symphony
Der Name deiner Karte spielt auf die Nachtigall (engl. Nightingale) an. In einer deutschen Version hätte man noch ein Wortspiel mit Nachteule einbauen können. Um dagegen im Englischen zu bleiben, hätte mir Noctua's Nocturne wesentlich besser gefallen. Chance vertan!
Was haben wir denn da? Dem Namen nach ein Lied, dem Bild nach eine Kreatur und dem Typ nach ein Equipment - was zugleich eine Verzauberung ist?! Damit betrittst du auf jeden Fall Neuland (was ich grundsätzlich begrüße, denn nur explorative design hält Magic langfristig am Laufen), aber nicht in jedem Fall: Der Ausflug weg vom Bekannten muss auch einen Sinn in sich tragen und natürlich regeltechnisch funktionieren. Bei der ersten Überprüfung fällt auf, dass du eine Kreaturverzauberung geschaffen hast, die keine Aura ist. Das ist zwar möglich, aber zum Zeitpunkt der Verzauberung muss die Karte auf jeden Fall eine Aura werden - wie es beispielsweie auf Bestow-Karten der Fall ist. Weiterhin kann deine Karte auch als Equipment angelegt werden - gibt der Kreatur dann aber gar keine Eigenschaften! Die würde sie nur kriegen, wäre sie verzaubert. Zwar ist die Symphony in beiden Fällen angelegt, aber die Verwendung entscheidet hier. Gerade da hättest du ansetzen können und die Anlegungsart unterscheiden können mit unterschiedlichen statischen Fähigkeiten! Nicht dass das deswegen schon gutes Design wäre (Memory issues), aber so wirken Enchant und Equip nebeneinander redundant. Nicht einmal die Kosten unterscheiden sich voneinander. Du hattest den Vorteil, dir direkt an deinem Vorposter ein Beispiel für ein Artefakt nehmen zu können, welches sich wie eine Aura spielen lässt, und damit jetzt das Nachsehen in der Wertung.
Natürlich kann ich jetzt annehmen, dass der Euleneffekt auch equippte Kreaturen trifft, wie es mit Sicherheit beabsichtigt war, und dann fragen, welchen Mehrwert diese Dualität der Kartentypen dem Spiel bietet. Aber außer dass der "Erstequip" dadurch günstiger wird, kann ich keinen relevanten Vorteil finden, der sich nicht auch anderweitig umsetzen ließe. Die letzte Fähigkeit trägt auch wenig zur Verbesserung des Gesamteindrucks bei, da der einzige Moment, da das Equipment überhaupt unattached ist, zugleich der einzige Moment ist, in dem Equip matters. Wenn du dann Equip durch einen Trigger umgehst, warum ist es überhaupt ein Equipment? Nur damit die Aura nicht in den Friedhof wandert, wenn sie abfällt? Du unterminierst mit dem Design die Natur der Kartentypen, aus denen die Karte besteht, anstatt dass sie einander ergänzen. Dem kann ich leider nichts abgewinnen. Dein Artwork gewinnt immerhin den Preis für den größten Knuffelfaktor und vielleicht klaue ich es mir für eine Unkarte (auf einer herkömmlichen Karte finde ich ein Klavier ehrlich gesagt auch zu modern).
Dein Design schafft es nicht, die Vorteile beider Kartentypen sinnvoll zu kombinieren und kann mich daher nicht überzeugen. Nicht zuletzt wegen meiner Ankündigung, dass ihr diesmal ruhig flavor- statt mechaniklastigere Karten ins Rennen schicken könnt, wäre hier weniger mehr gewesen. Trotzdem finde ich es wichtig, immer wieder auch Konventionen einzurennen, das Undenkbare zu denken und dabei zwangsläufig auch mal Fehler zu machen.
Sofern ihr alle Bewertungstexte gelesen habt, dürfte es euch wenig überraschen, dass ich auch ohne Punktesystem
zum Sieger des Contests küre. Ihm herzlichen Glückwunsch und viel Spaß bei der Leitung des CCC21! Euch allen meinen herzlichsten Dank fürs Mitmachen! Feedback zum Feedback nehme ich gerne an, auch ich mache selbstverständlich Fehler! Oder es möchte jemand meine Karte bewerten? =P