Sorry für die Verspätung … habe gewissermaßen zwei aufeinanderfolgende Umzüge hinter mir und hab mich dazu auch noch erkältet. Hier nun aber direkt die Bewertungen:
kimO – Squirrel Habitat
Eine sehr … eigenwillige Karte, wenn man es wohlwollend ausdrücken will. Neben Bridge from Below fällt mir spontan keine Karte ein, die gar keinen Effekt hat, wenn man sie regulär ausspielt. Und ich denke, es gibt auch einen Grund dafür, wieso Wizards seit 2007 keine ähnlichen Karten mehr gedruckt hat. Es widerspricht einfach all dem, was man bisher über Magic an Wissen gesammelt hat, aber nicht auf eine Weise, die zu einer Reaktion á la „oh cool, so können Karten auch funktionieren!“ führt. Stattdessen denkt man sich eher „Wie jetzt? Wirklich? Oookaaay … seltsam….“. Von der reinen Komplexität her geht die Karte vielleicht gerade noch als Uncommon durch, aber wie schon gesagt ist die Funktionsweise so ungewöhnlich, dass sich mMn eine Rare besser geeignet hätte. Bridge vom Below hat zudem noch einen entsprechenden Flavor, der die Wirkung aus dem Friedhof ansatzweise erklärt, aber bei deiner Karte ist das nicht der Fall. Eichhörnchen hängen mit Wäldern zusammen, OK. Aber wieso sind ihre Nester im Friedhof? Großes Fragezeichen.
Habitat ist als Ability Word durchaus vorstellbar, aber nicht besonders innovativ oder interessant. Mit einer ähnlichen Fähigkeit haben Wizards bereits in Battle for Zendikar experimentiert (Emeria Shepherd, Guardian of Tazeem usw.). In dem Fall tauchte sie einfach unter dem Landfall-Label auf. Deine Version hat durchaus ihre Vorteile, da das Wording einfach kürzer ist, aber am Ende denke ich nicht, dass es sich hier um eine „realistische“ Mechanik handelt – die Überscheidung mit Landfall ist einfach zu groß.
Lee – Leaf Canopy Squirrel
Die Karte hat zwar einen schwarzen Rand, ist aber de facto eine Un-Karte. Das „botanic“-Label hat in Verbindung mit der neusten Edition einen klaren satirischen Touch. Ich muss allerdings auch sagen, dass die Dinge, die darunter zusammengefasst sind – Wälder, Dryaden, Pflanzen und Baumhirten – ziemlich stimmig sind. Auf den Effekt, in den das Label eingebettet ist, trifft das ebenfalls zu; wenn es keine weiteren Effekte gegeben hätte, hätte man die Karte sogar (mit ganz fest zugedrückten Augen) noch durchgehen lassen können. Das „botanicwalk“ in der nächsten Zeile sorgt letztendlich aber dafür, dass man das Ganze als schwarzrandige Karte nicht mehr ernst nehmen kann. Da sich die Landwalk-Fähigkeit ausschließlich auf Länder bezieht, könnte da genauso gut einfach „forestwalk“ stehen und es würde sich buchstäblich nichts an der Funktionalität ändern (bis auf ein paar wacky Ausnahmesituationen, bei denen ich mir noch nicht mal sicher bin, ob es sie überhaupt gibt).
Ich sag es mal so: Wäre es in diesem Wettbewerb um die amüsanteste Karte gegangen, hättest Du definitiv gewonnen. So sind die Voraussetzungen leider nicht erfüllt – aber Du bist ja ein Kartendesign-Veteran, ich denke, das war dir schon bewusst.
avedon - Tennah, Voice of Nature
Tennah ist ein leicht farbeingeschränkteres, legendäres Growing Ranks mit eingebautem Tokengenerations-Trigger und einer einmalig nutzbaren Schutzfähigkeit. Im Gegensatz zu Growing Ranks istsie fragiler, da sie mit gewöhnlichem Kreaturenremoval beseitigt werden kann. Um diesen Unterschied noch weiter hervorzuheben, hätte ich es ganz passend gefunden, wenn sie eine Widerstandskraft von 3 gehabt hätte, um auch einen Abschuss mit Lightning Bolt und Co. möglich zu machen. Das hätte sie natürlich schwächer gemacht, andererseits aber auch konsequenter gewirkt. Growing Ranks ist keine Mörderkarte, sodass auch eine im Großen und Ganzen etwas bessere Version keine Formate brechen wird (dabei ist mir bewusst, dass man mehrere Growing Ranks, aber immer nur eine Tennah im Spiel haben kann, durch die beiden Zusatzeffekte ist Tennah in meinen Augen aber trotzdem in den meisten Situationen die bessere Karte). Doch in einer Standard-Umgebung könnte man die Anzahl der Antworten einschränken, in Formaten wie Modern würde sie sowieso nicht gespielt werden um in EDH spielt kaum einer billige Burnspells, sodass es gar nicht mal so schwer ins Gewicht gefallen wäre. Die andere Variante wäre gewesen, Tennah etwas teurer oder eingeschränkter zu machen, dafür aber die Widerstandskraft noch weiter zu erhöhen (sh. Trostani, Selesnya’s Voice).
Das klang jetzt alles sehr kritisch, jedoch passen ansonsten die Effekte zueinander und vermitteln einen guten (wenn auch etwas allgemeinen) Flavor. Könnte mir tatsächlich vorstellen, eine ähnliche Karte irgendwann mal in einem Commander-Precon zu sehen.
Silly Johnson – Squirrel Trapper
Nontoken permanent? Interessant. Man muss schon ziemlich Mentalgymnastik betreiben, um den Trigger aus Flavor-Sicht zu erklären – ein Landfall-Trigger wäre naheliegender gewesen. Aber naja, der Flavor einer Karte muss ja nicht immer perfekt sein und Eichhörnchen haben eben (wie es im Flavortext angesprochen wird) einen dermaßen hohen Vermehrungsdrang, dass ihnen zur Erledigung des Akts zur Not auch ein Giftbottich oder das Fell eines vorbeiziehenden Grizzlybären reicht.
Die Karte hat einen kleinen Wording-Fehler: Entweder müsste es „whenever Squirrel Trapper or another permanent…“ oder „whenever another permanent…“ heißen; das macht Wizards einfach so, um die Karte leichter verständlich zu machen. Das aktuelle Wording entspricht der ersten Version, der Trapper bringt also schon sein eigenes Eichhoernchen mit. Das heißt, man bekommt für vier Mana erst einmal zwei Bodies mit zusammengerechneten Stats von 2/3. Das allein liegt deutlich unter der Kurve, mit Yavimaya Sapherd kommt man auf 3/3, und der ist eine Common (auch wenn letzteres eigentlich nichts aussagen sollte). Aber gut, sollte der Trapper den folgenden Zug des Gegners überleben, kommt er erst so richtig ins Rollen. Ich habe jetzt keine Berechnungen gemacht, aber vermutlich wird man es in Zug 5 bis 6 noch schaffen, zwei Eichhörnchen zu erzeugen (Land + nonland permanent oder nonland permanent + nonland permanent), danach wird es wohl eher ein Eichhörnchen pro Zug sein, da die Handkarten langsam zur Neige gehen. Das ist schon gut bis beachtlich, allerdings auch nichts, was ich als broken bezeichnen würde. Der Trapper hat immerhin nur eine Widerstandskraft von 2 und ist damit sehr einfach zu entsorgen. Die zweite Fähigkeit erlaubt es dann noch, seine mithilfe von Handkarten erzeugten Eichhörnchen (bzw. auf Flavorebene die Eichhörnchenhaar-Pelzmäntel) wieder gegen Handkarten/andere Ressourcen einzutauschen. Dieser „Recycling-Aspekt“ passt gut zur Golgari-Farbkombo. Alles in allem eine runde Karte. Schade, dass ein Bild fehlt.
Rainjosh – Gift of Acorns
Hmmm, ok. Ohne den Eichhörnchen-Flavor wäre die Karte wohl mono-schwarz und würde statt Eichhörnchen Saprolinge oder Eldrazi-Brut erzeugen. Das wäre wohl auch einfacher nachzuvollziehen. Denn bei dieser Karte bin ich mir nicht so sicher, was eigentlich dargestellt werden soll. Der Wolf wird immer schwächer und sammelt dabei irgendwie Eicheln … und am Ende kommen ganz viele Eichhörnchen und sammeln sie dankbar auf? Das ist ziemlich verkorkst, aber auch alle anderen Interpretationen, die mir einfallen, wollen nicht so richtig Sinn ergeben. Wieso ist es ein „Geschenk“, wenn die verzauberte Kreatur dadurch schwächer wird? Wieso bezieht sich die Anzahl der Eichhörnchen auf die „Wunden“ der verzauberten Kreatur? Fragen über Fragen. Man hat das Gefühl, die Karte wird lediglich durch die Assoziation der Eichhörnchen mit den Eicheln zusammengehalten, alles andere an ihr wirkt sehr random.
Auch spieltechnisch ist die Karte nicht der Brüller. Sprout macht einen 1/1 Token für ein Mana und das ist ein Effekt, den man sogar im Limited eher ungern spielt. Um mit Gift of Acorns einen Spielstein zu bekommen, muss man ein Mana mehr bezahlen und dazu auch noch eine X/1-Kreatur draufgehen lassen. Man hat zwar auch die Möglichkeit, eine Kreatur mit höherer Widerstandskraft zu verzaubern um mehr Token zu generieren, aber die Kreatur muss dann immer noch sterben und der Prozess dauert vergleichsweise ewig. Will man zwei Token, spielt man lieber Kram wie Saproling Migration oder Rise the Alarm und für 3+ Token muss man einfach zu lange warten.
Ghor – Squirrel Raid
Was für ein trolliger Flavortext Sowas würde heutzutage auf einer „echten“ Karte natürlich nie auftauchen, aber er erinnert mich etwas an die älteren Flavortexte, die sich ab und zu mal gerne auf die reale Welt bezogen (wenn wohl auch eher selten auf Politik & Co.).
Zur Funktionalität: Die Karte ist Saproling Symbiosis mit Eichhörnchengeschmack und ohne Schnellzauberoption. Karten dieser Art laufen Gefahr, potentiell „winmore“ zu sein und stellen darüber hinaus auch noch ein Risiko dar, da sie nur dann überhaupt funktionieren, wenn man schon Kreaturen (eines spezifischen Typs) kontrolliert. Gerade weil es sich hier um eine Rare handelt und Eichhörnchen mittlerweile weitaus seltener vorkommen als Saprolinge, hätte man mMn hier ansetzen und die Karte noch etwas verbessern können. Zum Beispiel, in dem man sie in jeder Situation zumindest ein Paar Spielsteine erzeugen lässt: „Create a 1/1 green Squirrel token with haste, then create another token of that kind for each Squirrel you control“ oder so. Das hätte sie auch spieltechnisch interessanter und innovativer gemacht, einen ähnlichen Effekt gibt es meines Wissens nämlich bisher noch nicht.
So, wie sie ist, ist die Karte unteres Mittelmaß, was Spielstärke und Kreativität angeht.
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avedon und Silly Johnson hatten die besten Karten. Aufgrund des etwas solideren Flavors und dem fehlenden Bild bei Silly Johnson habe ich mich letztendlich dazu entschieden, avedon zum Sieger zu erklären! Herzlichen Glückwunsch!
Viel Spaß beim Mitmachen und bis zum nächsten Mal,
Ceòthach