"Wach auf!" Die heisere, fast rauchige Stimme schmerzte in meinen Ohren. Ich hatte das Gefühl sie schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gebraucht zu haben. "Wach auf, mein tapferer Krieger! Der Tod soll nicht dein Ende sein." Die Stimme gehörte einer Frau. Ich war müde, doch ich konnte nicht widerstehen. Ich atmete tief ein. Es verschlug mir den Atem, so sehr stank es nach Verwesung. Langsam fand ich meine Glieder, und ich richtete mich auf. Ich öffnete die Augen. Das Licht war dämmerig und doch blendete es mich. Wahrlich, ich hatte lange geschlafen. Sie stand unmittelbar vor mir. Eine Elfe, mit schwarzem Haar und ebenso schwarzen Augen. Die Elfen, die ich kannte, sahen anders aus. Sie war ganz in Tierhäute gehüllt und an ihrem Gürtel hingen kleine Schädel. Eine Schamanin. Bewegte sich da etwas in den Schädeln? Eine elfische Schamanin hatte ich noch nie gesehen. "Weißt du, wer du bist? Weißt du, was geschehen ist?" Ich wusste es nicht. Bilder flammten vor meinem inneren Auge auf. Bilder von Menschen. Menschen, die kämpften. Menschen, die starben. Bilder von mir. "Du warst ein mächtiger Krieger. Du warst der, den sie Dornenschädel nannten. Du warst stark... und stolz. Hochmut... kommt vor dem Fall. Jedes Leben... geht einmal zu Ende." Weitere Bilder. Ich war gestorben, gefallen im Kampf, wie es sich für einen Krieger der Legion gehörte. Doch keine Klinge nahm mein Leben. Ich sah, wie ich einen Pilz berührte. Er stieß einen Nebel aus Sporen aus, der meine Lungen von innen verbrannte."Die einfachste Schönheit der Natur... ist der Kreis. Er hört nie auf. Es gibt keine Pause... zwischen Leben... und Tod. Und aus dem Tod... wirst du neu geboren. Deine Reise... geht weiter. Wir haben Verwendung für dich. Ein... Privileg. Du gehörst jetzt... zu uns. Du bist... ein Golgari."EinleitungHattet ihr nicht auch schon immer Lust, einen Komposthaufen zu spielen? Wenn ja, dann könnte das Deck, das ich nun vorstelle, etwas für euch sein. Zum Hintergrund: Als ich die Aufgabenstellung las, war ich sofort begeistert. Der Ravnica-Block gehört einfach zu den flavourvollsten und spieltechnisch interessantesten Blöcken, die MTG je hervorgebracht hat. Ravnica hat dem Casualspieler das Prinzip Multicolor nahe gebracht und dabei das Colorwheel auf exzellentem Niveau umgesetzt. Schon seit längerem bin ich ein großer Fan der Farbkombination Schwarz-Grün. Diese Kombination perfektioniert drei elementare Konzepte von MTG:
1) Kreaturen schlagen den Gegner tot.
2) Removal löst Probleme.
3) Kartenvorteil gewinnt.
Ich spiele diese Farbkombination schon seit längerem sehr gerne im EDH. Da im CasualContest EDH-Decks jedoch eher schwierig sind, habe ich mich an einem klassischen 60-Karten-Deck nach Legacy-Bannings versucht. Das stellte mich vor neue Herausforderungen, gab mir aber auch ganz neue Möglichkeiten. Eine Karte mehrfach im Deck haben zu können ist einfach großartig.
Nun aber genug des Gelabers und direkt zur Deckliste. Der geneigte Magicspieler wird erkennen, dass das Deck sich der Golgari-Gilde widmet.
Das DeckChoicesWir spielen die Golgari, und da darf natürlich eine ganz besondere Dame nicht fehlen:
Savra, Königin der Golgari. Sie kam des Flavours wegen ins Deck, aber tatsächlich ist es mir einigermaßen gelungen, einen Nutzen aus ihrer Fähigkeit zu ziehen. Ihr werdet sehen, dass einem in diesem Deck durchaus häufiger mal Opfer-Effekte begegnen. Praktisch: Wenn wir opfern, opfern alle anderen direkt mit. Savra demonstriert einen Plan, den wir mit diesem Deck verfolgen: Zu jeglicher Zeit einen guten Stand gegen gegnerische Kreaturen zu haben.
Wer an schwarz denkt, denkt an Zombies. Wer an grün denkt, denkt an Pflanzen. Wer an grün-schwarz denkt, denkt an beides, und da kommen wir dann auch direkt zu einer Kreatur, die für dieses Format nie gedacht war, aber überraschenderweise tatsächlich unglaublich gut ist.
Skullbriar, the Walking Grave ist zwar für Commander gedruckt worden, aber schaut ihn euch an. Dieser Mann ist Golgari durch und durch. Er wächst und wächst, und der Tod ist ihm dabei völlig egal. Auch, wenn er gehandelt wird, bleibt er eine Bedrohung, und das macht ihn zu einer guten Karte.
Die Golgari verfolgen einen Plan. Sie möchten gerne ganz Ravnica ihrer Vorstellung vom Kreislauf des Lebens und des Todes unterwerfen. Das bedeutet Nekromantie. Die
Zombie Infestation kompostiert Karten, die wir nicht brauchen, und wandelt sie in nützliches halb-lebendiges Fleisch um. Das ist in Relation dazu, dass unnütze Karten normalerweise auf der Hand vergammeln, virtueller Kartenvorteil, und wie wir wissen, gewinnt Kartenvorteil einfach. Apropos Kartenvorteil: Phyrexian Arena ist zwar ein kleiner Stilbruch, aber in diesem Deck unglaublich gut. Der Life-Loss interessiert uns nicht, wir prügeln den Gegner tot, bevor uns die Arena gefährlich wird. Aber nicht nur Kartenvorteil ist wichtig. Bei der Umsetzung ihres Plans überlassen die Golgari nichts dem Zufall, und so muss einfach das volle Playset
Diabolic Tutor her. Was wir damit suchen, hängt von der Situation ab.
Wer ein richtiger Golgari ist, beklagt sich nicht über den Tod, sondern nutzt ihn zu seinem Vorteil: Golgari Germination sorgt dafür, dass wir im Kampf der Kreaturen stets gut abtauschen. Auch dies ist virtueller Kartenvorteil.
Die Golgari sind Nekromanten, und volle Gräber sind ihre Ressourcen. Wir vergraben Kreaturen mithilfe von
Buried Alive. Die Karte heißt zu Deutsch "Lebendig begraben", und nirgendwo passt der Ausdruck besser als hier. Was wir eingraben, bleibt nicht lange da unten, sondern wird postwendend wiedererweckt. Gesetzter Kandidat für das Begräbnis ist
Genesis. Der Mann sorgt dafür, dass sich niemand im Grab auf die faule Haut legt... Üblicherweise werden dann noch der
Fleshbag Marauder bzw.
Shriekmaw und
Skullbriar, the Walking Grave mit eingegraben. So haben wir stets einen guten Plan gegen Kreaturen und sorgen unsererseits für gutes fauliges Fleisch auf dem Feld. Wenn wir schon fleißig den Friedhof vollgeschaufelt haben, können wir auch gut den
Golgari Grave-Troll begraben.
Wir sind Golgari und wir hassen unsere Gegner. Das zeigen wir ihnen gerne. Wir verdammen sie (
Doom Blade), und wer uns provoziert, hat ganz schnell eine Blutfehde am Hals (
Vendetta). Niedere Würmlinge, die meinen, uns entgegentreten zu können, hören in der Regel nicht mehr als einen dunklen Knall, bevor sie zu Boden gehen (
Darkblast). Den Knall hören sie gerne auch mehrfach, wenn man
Darkblast im Upkeep spielt, im Draw zieht und direkt nochmal spielt.
Nun zu unserer Armee. Unsere Diener bewegen sich im Leben und im Tod gleichermaßen.
Genesis ist einfach elementar. Da steht ganz dick "Kartenvorteil" drauf, und er potenziert den Wert jeder anderen Kreatur, die wir spielen. Im Grave landet er durch
Buried Alive,
Zombie Infestation oder notfalls durch den
Fleshbag Marauder. Aber auch ohne
Genesis bleiben unsere Kreaturen nicht lange im Grab. Wisst ihr, was das tolle an der Fähigkeit "Dredge" ist, abgesehen davon, dass sie ein unfaires Legacy-Deck ermöglicht? Man hat quasi immer Fleisch, wenn man möchte.
Stinkweed Imp kann quasi alles blocken und nimmt es dabei mit ins Grab, nur um im nächsten Draw direkt wieder auf unserer Hand zu landen. Er ist nicht stark, aber wenn er da ist, haben wir quasi immer Fleisch.
Shambling Shell ist großartig. Dieser Zombie kann sich zur Not selbst opfern, um den Grave durch Dredge zu füllen. Dabei tauscht er nochmal positiv ab, indem er eine Marke verteilt. Man beachte die Synergie mit Skullbriar und Savra. Mit Savra synergiert übrigens auch
Shriekmaw. Wenn wir ihn evoken, sterben beim Gegner gleich zwei Kreaturen. Ein Tauschhandel ganz nach meinem Geschmack.
Ähnliches gilt für den
Fleshbag Marauder. Wir können einfach permanent gut abräumen beim Gegner, und durch
Genesis können wir das auch mehrfach. Bei uns wird alles irgendwie mehrfach verwendet, ein elementares Konzept der Golgari.
Wir sind Golgari, und unsere Gildenmagier gehören zu den mächtigsten von Ravnica. Der
Golgari Guildmage synergiert großartig mit quasi dem ganzen Deck, vor allem aber mit Savra und
Skullbriar, the Walking Grave. Niemand kontrolliert den Kreislauf von Leben und Tod so sehr wie er.
Über volle Gräber freut sich der
Golgari Grave-Troll. Im Lagegame wird der Mann echt groß, und wenn er zerstört wird, kommt er einfach weiter. Dieser Mann ist einfach eine wiederkehrende Plage und so ganz nebenbei ein großartiger Schaufler.
Auch wenn unsere eigentliche Ressource der Tod ist, brauchen auch wir Mana. Abgesehen von Standardländern (ein echter Liebhaber spielt natürlich nur die Ravniva-Länder) spielen wir
Terramorphic Expanse. Zwei Stück reichen, alles andere macht uns zu langsam. Mit 2 Stück haben wir genug Optionen auf beide Farben. Wir spielen mehr Sümpfe als Wälder, weil wir einfach mehr schwarz als grün brauchen. Das ist keine Quantenphysik, aber man sollte es wohl erwähnen. Gerne drücken wir unseren Ländereien unseren Stempel auf (
Golgari Rot Farm) und unsere Siegel (
Golgari Signet) zeigen allen Bewohnern Ravnicas, dass wir eine Macht sind, mit der man rechnen muss.
Denn wir sind Golgari. Wir suchen den Tod, um ihn euch zu bringen.
Wie spielt man das Deck?Wenn man
Skullbriar, the Walking Grave auf der Hand hat, versucht man ihn möglichst schnell zu casten, da er einfach besser wird, je öfter er angreift. Im Spielverlauf sollte man es irgendwie schaffen,
Genesis in den Graveyard zu kriegen. Wir erwirtschaften dadurch einfach so viel Kartenvorteil, sodass dem Gegner irgendwann die Puste ausgehen sollte, uns jedoch nicht. Karten, die wir nicht mehr brauchen, schmeißen wir fröhlich in die
Zombie Infestation. Es sollte eigentlich keinen Zeitpunkt im Spiel geben, zu dem wir nicht irgendwie Fleisch produzieren können. Wir schaufeln gerne mit Dredge den Friedhof voll, vor allem mit Genesis ist das einfach gut. Wir fangen damit jedoch erst dann an, wenn wir unsere Manabase einigermaßen stabilisiert haben. Ich hätte in diesem Deck nämlich gerne
Life from the Loam gespielt, das ist dann aber einfach nicht mehr Casual und hätte auch entsprechend das Budget belastet.
MatchupsGegen Decks, die auf Kreaturen basieren, können wir in der Regel gut gewinnen. Wir haben einfach viel Hass (=viele Zerstörungseffekte) im Deck, und sollten den Gegner gut genug ausgrinden können, um zu gewinnen. Das gilt für normale Aggro-Decks genau so wie für Ramp-Decks. Swarm-Aggro kann uns gefährlich werden, weil wir dann vermutlich nicht genug handeln können. Prinzipiell gilt aber: Wenn du planst, mit Kreaturen zu gewinnen, dann hast du es gegen die Golgari schwer.
Control ist schwer einzuschätzen. Das hängt ganz davon ab, gegen welche Form der Kontrolle wir spielen. Wenn jemand unsere Kreaturen handlen will, gewinnt er damit keinen Blumentopf. Dafür spielen wir zuviel Redundanz. Wenn jemand unsere Non-Creature-Karten handlet, etwa durch Counter, haben wir ein Problem. Auch Gravehate kann uns gefährlich werden, aber mal ehrlich: Grave-Hate im Casual? Das habe ich noch nie gesehen. Unsere Kreaturen zu countern ist ein Plan, der eher aussichtslos sein dürfte...
Das Control-Matchup hängt also davon ab, um welche Form der Kontrolle genau es sich handelt.
Bearbeitet von Helios, 02. Juli 2012 - 21:31.