Dann von mir nochmal die Aussage zu Archetypen/Goodstuff, um das ganze etwas abzukürzen: Ich sehe einfach nicht, wie du an dem (noch sehr anfänglichen) von cheff zuletzt geposteten Konzept schon sehen willst, dass er Archetypen nicht ausreichend fördert, Goodstuff dafür aber zu sehr. Mir kam es einfach vor, als würdest du zu früh die Gefahr eines Goodstuff-lastigen Draftformats proklamieren. Das was du als "Goodstuff-Problematik" bezeichnest, sehe ich bei cheffs Konzept derzeit halt noch nicht. Die anderen Quotes/Kommentare zu dem Thema lasse ich jetzt auch so stehen, sonst verzetteln wir uns wohl eher in Wortklaubereien.
Kurzfassung meiner Meinung zum Thema Legacyniveau: Dass es ok ist, wenn man nicht das Legacyniveau erreicht, stimmt schlichtweg nicht, weil das eines von cheffs erklärten Zielen mit diesem Projekt war. Goodstuff reißt in Legacy außerdem eine Menge. Maverick ist ein Goodstuffdeck und nicht umsonst DTB!
In dem Abschnitt, zu dem du das gesagt hast, habe ich nie etwas vom Powerlevel gesagt. Ich sagte es müssten Funktionalitäten von Core Set und Expansion Set untergebracht werden. Dass das Powerlevel deutlich über aktuellen Constructed Editionen von WotC liegen muss, damit das Play mit Legacy verlgeichbar wird, steht außer Frage. Was die Anzahl Keywords angeht magst du Recht behalten, dennoch denke ich, dass der Zeitpunkt um über Keywords nachzudenken, noch zu früh ist. Das würde ich spätestens anfangen, sobald alle (oder die meisten) Original-Karten gesetzt sind, die man integrieren will.Nein muss er nicht! So ein Schwachsinn. Die Edition wird und MUSS komplett overpowered Karten beinhalten, die im Constructed unprintbar sind, weil es sonst NIE bei einem Draft ein Legacy Feeling gibt.
Dann noch ein größerer Exkurs zum Thema Kategorien:
Bedenke bitte hier folgende zwei Punkte, die ich an früherer Stelle schon geäußert habe -
1. Ist die oben von cheff aufgestellte Liste, die noch Kartennamen für Kategorien benutzt eine vorläufige Lösung. Sie ist nur der erste Schritt auf dem langen Weg zwischen "Liste der Legacy-Staples" und "Legited Skeleton".
2. sind die Kartennamen deshalb gewählt, damit Leute, die hier mitlesen, wissen, worum es geht. Sie werden in einer späteren Stufe des Skeletons durch Namen für Kategorien ersetzt.
Dass die Kategorien derzeit noch viel zu viele sind, ist uns wohl auch allen klar. Der momentane Stand der Liste ist jedoch ein nötiger erster Schritt, den cheff wohl auch nur gepostet hat, um uns alle auf dem Laufenden zu halten. Dazu versuche ich mich mal an einer kurzen Erklärung, wie man einen Skeleton für eine Edition schreibt. Das ist nicht nur speziell an dich, Tigris, sondern auch für andere, die mitlesen und das evtl gerne wissen würden.
Als erstes muss man sich natürlich klar werden, welche Funktionen die zu entwerfende Edition haben soll. Im Fall von cheffs Legited wären das die zwei Schlagworte Legacy und Limited. Da die einzige Vergleichsbasis, die man hat, echte Karten und Editionen sind, muss man sich an diesen orientieren. Cheff hat das hier getan und sich vorerst dem Schlagwort Legacy gewidmet. Das Spielgefühl eines Formats wie Legacy wird natürlich immer durch das Meta und die gespielten Decks gemacht, deshalb hat er bereits grob untersucht, welche Metafaktoren (Decks) mit seinem zweiten großen Schlagwort "Limited" kompatibel sind. Das Ergebnis dieser Auswertung sieht man im Eingangspost. Man hat dann nach diesem ersten Schritt, dem Abgleich von Vorbild und 'Individualisierungsmethode' lediglich eine Liste von Themen, die man in der Edition behandeln möchte. Cheff hat den Elementen dieser Liste noch die Namen vom Vorbild gelassen, also die Namen der Legacydecks, was in diesem Stadium noch voll ok ist.
Im nächsten Schritt kommt ein Rückabgleich der ersten Ergebnisse mit dem Vorbild, sprich er entscheided, welche Karten prägend für die Themen sind, die er im vorherigen Schritt ausgearbeitet hat. Dass er sich in diesem Fall dazu aktuelle Decklisten zur Hand nimmt liegt nur nahe, denn wie soll man das Legacy-Spielgefühl originalgetreuer hinkriegen, als mit Original-Decklisten? Cheff hat hier übrigens den nächsten Schritt gleich integriert: Er hat eine Priorisierung der verschiedenen Elemente einer Strategie vorgenommen, die sich durch die Anzahl vergleichbarer Karten innerhalb eines Decks ausdrückt. Je öfter eine Karte innerhalb eines Decks vorhanden ist, desto wichtiger ist sie für das Thema, das dieses Deck darstellt. Das ist der Schritt, den cheff in seinem letzten Post dokumentiert hat und hier ist es auch noch ok (sogar recht praktisch) die Namen von echten Decks und Karten zu verwenden.
Nun folgt ein weiterer, wichtiger Schritt, den man auf zwei Arten durchführen kann. Variante 1 splittet nun die entstandenen Listen in die Bereiche der fünf Farben, sowie Artefakte, Mehrfarbige Karten und Länder auf. Dies bietet sich aber für Legacy nicht an, da es hier aufgrund des enormen (und auch teilweise enorm alten) Kartenpools nahezu unmöglich wird, zu sagen, welche Karten welche Farben haben müssen. Diese Variante lässt sich an einem anderen Beispiel auch wesentlich besser erklären, aber vielleicht an anderer Stelle (hab ja auch schon überlegt über Editionsdesign zu bloggen, aber das gehört wohl nicht hierher^^). Variante 2 vereinheitlicht nun die Karten der Decklisten in mehreren Schritten. Anfangs werden nur Karten wie Knight of the Reliquary und Tarmogoyf zusammen gelegt, später kommt wohl noch Nimble Mongoose zu dieser Gruppe hinzu (alles undercosted Beater mit G). Ebenso werden alle Counter auf einen Namen reduziert, jeglicher Discard, usw usf.
Irgendwann ist man dann soweit, dass man unabhängig von Farben weiter zusammenfassen kann. Dann kommen zu der undercosted Beater Kategorie noch Karten wie Delver of Secrets, Kird Ape usw hinzu. Natürlich erhöht man immer wieder die Zahlen, wenn man Karten zu Kategorien zusammenfasst. Im Zuge der letzten 2 Schritte verschwimmen auch die Grenzen zwischen den Decks, man kann sich also von den Decklisten- und Namen lösen und ist schlussendlich bei dem angelangt, was Tigris schon von Anfang an wollte: Eine Liste die sich so liest "14 undercosted Beater, 12 Burn, 9 Rituale, 11 Tutoren (6 universelle, 5 eingeschränkte), 18 Counter (8 hart, 5 tax, 5 eingeschränkt), ..."
Die nächsten Schritte nenne ich immer "reversed Engineering", weil man quasi von der 'Rohfassung der Edition', die man nun hat, wieder zu einer komplett auskonstruierten Edition kommen will. Dies fängt an, in dem man die Kategorien wieder den Farben zuweist, sprich von den 14 undercosted Beater gib es dann (beispielsweise) 7 in grün, 3 in weiß und 4 mehrfarbige, die 9 Rituale werden etwa gleichmäßig zwischen Rot und Schwarz aufgeteilt, usw. Ist dies mit allen Kategorien erledigt, muss man anfangen, den verschiedenen Karten in den jeweiligen Farben kosten zuzuweisen. Dazu hilft es, CMC-Statistiken von den in früheren Schritten zu Rate gezogenen Decklisten und Priorisierungslisten zu erstellen. Daher empfielt es sich, alle derartigen Listen in eigene Dokumente zu verpacken und mit aussagekräftigem Titel zu speichern, damit man später darauf zurückgreifen kann. Bei Editionen, die nicht auf ein bestimmtes Format abgestimmt sind, tut man sich natürlich leichter, weil man sich an realen Editionen orientieren kann und so durch geschicktes Verwenden der Suchfunktion von magiccards.info die nötigen Zahlen ausspucken lassen kann. Hat man die nötigen Vergleichswerte ermittelt, sorgt man somit dafür, dass es in grün die nötige Anzahl cmc2-Beater, in blau die richtige Menge cmc1 oder (potenziell) kostenloser Counter usw gibt.
Ab hier gehts abgekürzt weiter, weil Wall of Text und weil es ja eh nur illustrierender Natur sein soll. Von diesem Punkt an geht man ähnlich für alle anderen Basiswerte der Edition vor, bis jede Karte in ihren Grundwerten bestimmt ist. Dann kann man suchen (bei cheffs Beispiel hier), welche der nun grob umrissenen Kartenslots mit entsprechenden Legacykarten gefüllt werden können. Sind diese festgelegt, weiß man, wie viele Kartenslots in welchen Bereichen noch verbleiben und kann sich dann an eine entsprechend angepasste Verteilung von eigenen Keywords, Funktionsweisen und Synergien machen. Ist das geschafft, sind sämtliche Karten zum Großteil bestimmt und können im Detail auskonstruiert werden. Und dann stehen natürlich wieder die Auswertung von Statistiken der Gesamtedition und erste Tests an.
Insgesamt zeigt das hoffentlich, dass es auch für eine Edition, die nicht so 'hohe' Ansprüche hat, wie eine 'echte' Edition (Flavor, Storyline usw), sondern nur gedraftet werden soll, auch eine Menge an Arbeit ist und wir hier momentan nur über Blaupausen brüten, die noch wenig Aufschluss darüber geben, wie die Edition am Ende aussehen wird, sondern nur einen Eindruck liefern sollen, was sich der Editionsdesigner für einen groben Gedanken damit gemacht hat Tiefere Einblicke erhalten wir erst, wie kekse schon sagte, mit cheffs nächstem Denkschritt.